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Eine Reise durch 150 Jahre "Pflege im Wandel" mit zuversichtlichem Blick in die Zukunft

Am 10. Oktober 2024 feiert die Stiftung Evangelische Altenheimat ihr 150-jähriges Jubiläum. Knapp 300 Gäste sind der Einladung zum Jubiläumsfest mit Gottesdienst in der Hospitalkirche und Festakt im Hospitalhof Stuttgart gefolgt.

Die Wurzeln der Evangelischen Altenheimat liegen in Fellbach. Die Ideengeberin war Wilhelmine Metzger, frühere Dienstbotin und strenggläubige Pietistin. Mit Unterstützung des Theologen und Politikers Philipp Paulus gelang es, 1874 den Verein „Dienstbotenheimat“ zu gründen. Der Gründungsaufruf des „Vereins zur Gründung einer Heimath für dienstunfähig-gewordene Dienstboten“ und die Bitte um Unterstützung im Oktober 1874 stießen auf große Resonanz. Bereits ein Jahr später ging das Haus in Betrieb, und 50 teils invalide „Pfleglinge“ konnten einziehen. Heute steht am Gründungsort in der Fellbacher Pfarrstraße das nach dem Mitbegründer benannte Philipp-Paulus-Heim, das am 21. Januar 2025 in Fellbach das 150. Geburtsjahr des Stammhauses feiern wird.

Den Stuttgarter Jubiläumsgottesdienst gestaltet Prälatin Gabriele Wulz mit Unterstützung der Pfarrer und Stiftungsräte Stephan Zilker und Johannes Bröckel. Mitarbeitende tragen mit Orgelspiel und Fürbitten bei. Musikalisch begleitet das Klarinettenensemble Grafenau. In ihrer Predigt verknüpft Gabriele Wulz Vergangenheit und Gegenwart: Bis heute sei das Unternehmen seinem Gründungsauftrag, Menschen im Alter nicht allein zu lassen und ihnen eine Heimat zu bieten, treu geblieben.

Im Paul-Lechler-Saal des Hospitalhofs rhythmisieren der Begrüßungsvortrag der Vorstände Gabriele Blume und Peter Oberdörfer, Szenen von „Dein Theater“ sowie zwei kurzweilige Talkrunden den Festakt auf lebendige Weise. Die Moderatorin Geli Hensolt führt erfrischend durch das abwechslungsreiche Programm.

Mit den Bühnengästen aus Politik und Verbänden und mit den Mitarbeitenden des Unternehmens diskutiert Frau Hensolt Erkenntnisse, Herausforderungen und Innovationen der „Pflege im Wandel“. Die Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, Prof. Dr. Annette Noller, und Britta March aus dem Bundesgesundheitsministerium beglückwünschen die Altenheimat zu ihrer Gründungsgeschichte. „Respekt gegenüber der mutigen Frau, die Menschen zu einer Stimme verhilft, die sie von ihrer Herkunft her nicht hatten!“ Als Perspektiven zur Bewältigung heutiger und künftiger Herausforderungen der Pflege werden u. a. erweiterte Beratungsangebote, Entbürokratisierung, Öffnung der Ausbildung, Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland sowie Ergänzung stationärer Pflege durch ambulante Ansätze und familiäre Pflege genannt. Vieles sei bereits auf den Weg gebracht, anderes müsse noch strategisch ausgebaut werden. 

Nach Prof. Dr. Christel Bienstein aus dem Präsidium des Deutschen Pflegerats ist die Haltung des Einzelnen entscheidend. Jede/r müsse frühzeitig und eigenverantwortlich entscheiden, wie er/sie im Alter leben möchte. Sich auf bisherige Versorgungsstrukturen zu verlassen, sei keine Lösung in der sich demografisch stark wandelnden Gesellschaft, in der es nicht genügend Pflegepersonal geben könne. "Community Nursing" heißt eines ihrer Zukunftsrezepte. Stephan Zilker ergänzt mit Blick auf heutige Pflegeheimbewohner ethische Aspekte in Pflege und Begleitung am Lebensende.

Die zweite Diskussionsrunde mit Mitarbeitenden erkundet die Potenziale des Unternehmens. Kristine Müller, vor vier Jahren als duale Studentin eingestiegen und heute bereits Leitungskraft, sieht in der Vielfalt des Trägers und in den persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten die Stärken. Auch biete die im Unternehmen geförderte Digitalisierung, z. B. die Pflegedokumentation per KI-gestützter Sprach-App „Voize“, Chancen und entlaste den Pflegealltag. Ihre Kollegin, Verbundleiterin Melanie Rehmet lenkt den Blick auf die bewohnerzentrierte Pflege unter Berücksichtigung individueller Bedarfe der anvertrauten Menschen. Die langjährigen Kollegen, Martin Herrmann, seit beachtlichen 42 Jahren dabei, sowie Helmut von Hochmeister, Vorsitzender der Konzern-Mitarbeitendenvertretung, schauen mit Dankbarkeit auf die Prägung ihrer Persönlichkeit im Arbeitsumfeld und mit Stolz auf die lange Tradition des Unternehmens.

In drei Szenen schildert "Dein Theater" eindrücklich den Weg der „Dienstbotenheimat“ seit 1874 über die 1920er-Jahre der „Evangelischen Frauenheimat“ bis 1974 zur „Evangelischen Altenheimat“. Mit Musik, Bildern, Poesie und humorvollen, auch ernsten Episoden zeichnet das Theater ein lebendiges Szenario der "Kultur des Helfens". Heute ist die Evangelische Altenheimat ein modernes innovatives Sozialunternehmen mit 16 Pflegeeinrichtungen sowie 450 betreuten Wohnungen, rund 1200 Mitarbeitenden und 100 Auszubildenden. Zum Abschluss der Feier füllt sich noch einmal die Bühne: Gabriele Blume und Peter Oberdörfer danken mit Blumen allen Mitwirkenden der Feier und im Unternehmen für ihr Engagement. Begleitet von Applaus geht es dann weiter zum kommunikativen und kulinarischen Finale mit Buffet und gespendeter Jubiläumstorte.