Soziales Lernen mit Mehrwert
Matea und Keramat sind Azubis im ersten Lehrjahr bei Lapp Kabel. In ihrer Ausbildung beschäftigen sie sich mit Lagerlogistik, mit der Steuerung eines automatisierten Lagers in Ludwigsburg oder eher anpackenden Aufgaben wie Kommissionieren und Versand von Waren. Für zwei Wochen im März 2023 beschäftigen sie sich intensiv mit pflegebedürftigen Menschen im Luise-Schleppe-Haus.
Wie kommt es zum Wechsel der beiden in den sozialen Bereich?
Das Unternehmen Lapp Kabel und die Einrichtungen Luise-Schleppe-Haus und Schloss in Stammheim kooperieren seit Jahren in einem zweiwöchigen Sozialprojekt für Azubis. Vermittelt wird die Partnerschaft durch die Agentur Mehrwert, die zwischen Unternehmen der freien Wirtschaft und Partnern aus der Sozialwirtschaft vermittelt. Der Zweck der Partnerschaft ist Perspektivwechsel und gegenseitiges Lernen und in diesem Fall soziales Lernen der Auszubildenden.
Auf die Frage, warum sie sich das Pflegeheim als Ort des Sozialpraktikums ausgesucht haben, antwortet Keramat: "Ich wollte was Neues kennenlernen, im Kindergarten war ich schon mal. Und alte auf Hilfe angewiesene Menschen freuen sich wenn sie Besuch erhalten." Die beiden scheuen keine Aufgaben, äußern sich positiv dazu, dass sie von Mitarbeitenden gut begleitet und vorbereitet werden. Keramat hat sogar beim Waschen assistiert und Matea durfte in Anwesenheit einer Pflegekraft Bewohnerinnen Nägel maniküren und bei der Pediküre unterstützen. Die eigenen Talente bringen sie in das Sozialpraktikum ein. Ansonsten helfen sie beim Tischdecken, Essen reichen, leisten Gesellschaft denen, die keinen Besuch erhalten, widmen sich in der Betreuungsarbeit dem Spielen und der Begleitung.
Heute ist im 3. Stock in kleiner Gruppe Gedächtnistraining angesagt. Die Antworten kommen sicher und wie aus der Pistole geschossen. Den beiden macht es Spaß, und sie empfinden es wohltuend, anderen eine Freude zu bereiten. Wenn dann Dankbarkeit zurückkommt, umso besser. Das Praktikum weitet den Blick der beiden auf gesellschaftlich relevante Themen. Einsamkeit im Alter, persönliche Zuwendung, Personalprobleme in der Pflege, sogar die Beschäftigung mit dem Tabuthema Tod kommt zur Sprache. Das haben sie zwar noch nicht direkt hier erlebt, aber, wie Keramat betont, es sei wichtig, diesen nicht auszublenden, auch wichtig für junge Menschen.